Sahbulaq – die goldene Quelle. Familienhotels in Aserbaidschan und Georgien

“Es gibt keinen besseren Ort auf der Welt” sagt der Farid und lächelt ein wenig stolz. Seine Augen blitzen aus dem sonnengebräunten Gesicht. Der schmale, drahtige Mann ist fast 70 Jahre alt und voller Tatendrang.

Er steht vor dem gerade erst fertiggestellten, neuen Hotel in Kaukasus. Er und seine Familie haben es zusammen mit einer befreundeten Familie gebaut. Nicht mit eigenen Händen, aber alle aus den beiden Familien haben mit geholfen: Mit Eigentum und Krediten, mit Ideen und Know How, mit Freunden und Kontakten. Nun sind die ersten Gäste da.

Jahrelang verdiente Farid sein Geld als Zahnarzt. Seine Frau unterrichtet an einer Grundschule, bis heute. Drei erwachsene Kinder haben sie, und schon mehrere Enkel. Das Hotel soll die Zukunft der Familie sichern. Damit alles klappt, hat Farid sechs Monate lang einen Kursus besucht, hat Buchhaltung gelernt und alles, was für ihn als Geschäftsführer und Manager rund um das Hotel wichtig werden könnte.

Den Kurs finanziert ein Programm der EU, das damit Aserbaidschan hilft, sich auf die Marktwirtschaft umzustellen. Fast alles ist dabei für Farid neu, insbesondere die Bankkredite. So ganz wohl ist Fariz nicht mit dem geliehenen Geld. 18 Prozent Zinsen muss er darauf zahlen. Doch er setzt auf seine Familie und die seines Freundes und
Mitgeschäftsführers Ramil, der früher eine Schule leitete. Der kümmert sich jetzt um das Personal, insgesamt 20 Personen: Kellner, Köche, Gärnter und ReinigungspersonaL:
Kaum war die Baustelle geräumt, kaum die Betten bezogen und Gardinen aufgehängt, da kamen schon die ersten Gäste. Ein großes Schild an der Straße hatte sie neugierig gemacht.
Das Hotel muss alle 20 Betten belegen, damit die Rechnung aufgeht. Außerdem läuft ein Restaurantbetrieb, von mittags bis Mitternacht. Alle Speisen werden frisch gekocht, die Zutaten kommen aus dem Garten oder vom örtlichen Markt.

Die beiden Frauen der neuen Unternehmer sind noch etwas ängstlich, ob alles so gehen wird wie geplant. Doch die mutigen alten Herren sind voller Elan und Hoffnung. Von früh bis spät sind sie im Haus unterwegs.
Rund um das Hotel liegt ein paradiesischer Garten, mit Ost und Gemüse, Quellwasser und Wein. Sobald es die Kasse zulässt, werden die noch weiter ausgebaut, damit das Hotel zu einer goldenen Quelle wird.

“Wir freuen uns auf Gäste aus Europa!” lacht Farid und zeigt auf die frischen Fassaden.

Wenn es klappt, kann Shahbulak zu einem Vorzeigeobjekt für die ganze Region des Südkaukasus werden. Mit vielen kleinen Familienhotels will die internationale Gemeinschaft den Tourismus fördern und Arbeitsplätze schaffen, angepasst an die gesellschaftlichen Strukturen der Länder.

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