Armenien und Aserbaidschan schließen Frieden – in Washington!

Frieden zwischen Aserbaidschan und Armenien – so lauten striumphierende Stimmen aus Washington –  sei jetzt beschlossene Sache. Am 8. August 2025 zeichneten beide Länder ein Friedensabkommen, in Gegenwart von Präsident Donald Trump.

Warum ausgerechnet dort, und warum gerade jetzt, darüber lässt sich trefflich spekulieren. Einige der Gründe sind offensichtlich.

Erewan kann sich nicht mehr auf Moskaus Hilfe verlassen. Bis zum Herbst 2023, als Aserbaidschan Armenien bekriegte, war Moskau stets zur Seite, wenn Armenien Unterstützung brauchte. Doch seit dem Krieg Russlands in der Ukraine sind die Kräfte und Truppen dort gebündelt. Erewan muss sich neue Freunde suchen, denn das kleine Land im Kaukasus hat fast gar keine Ressourcen.

Ein weiterer Grund für den Friedensschluss könnten neue Perspektiven sein. Durch Russlands Krieg in der Ukraine haben die Warentransporte über die Kaukasus stark zugenommen. Die nördliche Handelsroute zwischen Europa und China lief über die Ukraine, Russland und Kasachstan. Diese Route hat viele Transporte verloren, zugunsten der mittleren Route, die über die Kaukasus führt. Die Infrastruktur dort wird ausgebaut. Armenien wird davon profitieren.

Neue Perspektiven könnten sich auch über neue Energieleitungen entwicklen. Wenn Armenien jetzt neue Freunde in Washington hat, könnten Pipelines durch Armenien führen. Erewan würde lukrative Gebühren für die Durchleitung kassieren.  Bisher hatte man das Land in einem großen Bogen umgangen und die Leitungen durch Georgien gebaut. – Es ist wahrscheinlich, dass die bestehenden Pipelines nicht ausreichen werden, um die Liefermengen aus Zentralasien in den Westen zu schicken. Zum einen, weil es neue Liefermengen aus neuen Quellen in Zentralasien gibt. Zum anderen, weil Kasachstan seine Öllieferungen nach Europa gern weniger über Russland, aber mehr über andere Wege exportieren möchte. Die bestehenden Pipelines durch den Kaukasus wären eine Option. Aber die haben nur noch wenig freie Kapazität. Wird es also neue Leitungen geben? Vielleicht durch Armenien? Die Strecke durch Armenien wäre kürzer als der Umweg über Georgien, das ohnehin seit Russlands Überfall 2008 deutliche Risiken birgt. Bis heute besetzt Russland Abchasien und Südossetien und somit 20 Prozent des Landes. Sollten US Konzerne an den neuen Lieferquellen aus Zentralasien beteiligt sein, wäre es offenkundig, warum die beiden, seit Jahrzehnten verfeindeten Länder Armenien und Aserbaidschan, ausgerechnet in Washington Frieden schließen.

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