Georgien: Sperrstunde für Batumi?

Jetzt hat der Kulturschock mich erwischt! Die Fahrt ins lang geplante Urlaubsziel endet in Batumi, im achten Stock eines alt-sowjetischen Wohnblocks am Rande der Stadt, für vielleicht eine Woche bis zehn Tage, oder auch nur drei. Georgische Reiseplanung. Leider ist Wasser Mangelware. Im Bad dreht der Hahn sich gleich mit, wenn wir Wasser brauchen, als würde er verzweifelt den letzten Tropfen in der Leitung suchen. Doch Wasser gibt es nur morgens und abends.
Jetzt, kurz nach Mitternacht, gibt es weder Wasser für die Dusche noch eine Tasse Kaffee.  Aber warum? Die Flüsse im Kaukasus spülen täglich tausende Liter aus den Bergen in die Täler.

Wo in Tiflis viele Klos und Wasserhähne ständig laufen, weil es nicht genug Klempner und Dichtungen gibt, sind in Batumi die Leitungen gar nicht erst gefüllt. Sperrstunde der besonderen Art. Gerade sind wir am wunderbaren Boulevard am Schwarzen Meer zwischen Menschenmengen spazieren gegangen. Um halb 12 leerten sich die Wege. Sicher wollten viele noch einmal duschen oder das Klo spülen, bevor es Nacht wird!  Der Kommentar meiner Freundin: „Same problem as in many other places.“
Ich dachte, die Zeiten solcher Probleme wären längst vorbei, doch weit gefehlt. Und keiner regt sich auf. Mit großer Gelassenheit ertragen die Menschen hier den Wassermangel und bestaunen die wunderbaren Springbrunnen. Ist es das jahrzehntelange Training aus den Mangel-Zeiten der Sowjets, das sie so überaus geduldig macht? Sie freuen sich über die meterhohen Fontänen, aber dann gibt es zu Hause kein Wasser.

Vielleicht sollte ich einfach in einem der vielen Brunnen hier baden – es ist immer noch um 25 Grad warm.
Auf dem Weg von Tiflis nach Batumi fuhren wir an neuen Flüchtlingsdörfern vorbei.

Reihe an Reihe stehen dort die Häuser. In einem Dorf hat man vergessen, die Toiletten einzubauen. Die stehen jetzt hinten im kleinen Garten, Klohäuschen an Klohäuschen. Dort haben sie gar keine Spülung. Da sind wir hier fein dran. Alles ist relativ.
Jetzt sollte ich zu Bett gehen, damit ich die Wasserstunde morgen früh nicht verpasse.

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