Kasachstan – ein Funke reichte

Ein Funke reichte, um das Land zu entzünden. Die Situation ist schon lange angespannt. Es sind nicht die ersten Proteste, aber es sind die ersten, die so schnell und so heftig auftreten. Die Erhöhung der Gaspreise führten schnell zu Protesten im Westen, und nur kurz darauf im Osten, in der alten Hauptstadt Almaty.

Schon vor wenigen Jahren gab es heftige und landesweite Proteste, als die Regierung ein neues Gesetz herausbringen wollte, das Ausländern langjährige Pachtverträge in Kasachstan ermöglicht hätte. 
Schwere Proteste gab es auch im Öl- und Gas-reichen Westen des Landes, am Kaspischen Meer. Damals ging es um Löhne.

Der Anlass und Auslöser für die schweren, landesweiten Auseinandersetzungen jetzt sind klar, und sie zeigen, wie viel über Jahre angestauter Unmut sich jetzt entladen muss. Es gibt viel zu tun in diesem riesigen, 9-t größten Land der Erde, das als Vielvölkerstaat ein friedliches Miteinander geschafft hat. Doch offenkundig ist, dass der Wohlstand längst nicht bei allen ankommt. Der friedliche Übergang des früheren Präsidenten Nursultan Nasarbajev, der seinen Clan überaus gut versorgte, zu dem von ihm ausgewählten Nachfolger Tokayev war bemerkenswert, aber es war zu erwarten, dass schwelende Konflikte aufbrechen würden, wenn sie unbearbeitet blieben.

Kasachstan hat ein großes Potential an klugen und im In- und Ausland gut ausgebildeten Menschen. Jedes Jahr werden Studenten mit einem Programm ihres Landes an Universitäten in alle Welt geschickt, um mit neuen Ideen und Kontakten in ihr Land zurück zu kehren. Sie sind eine neue Generation, die neu denkt und die das Land dringend braucht. Es ist zu hoffen, dass sie jetzt eine Chance bekommen, die Geschicke des Landes zu leiten, damit es wieder auf einen guten, friedlichen Weg kommt, damit die Bevölkerung Gehör findet, bevor es zu Gewalt kommt, und damit die Region Zentralasien wieder friedlich und erfolgreich miteinander arbeiten kann. Kasachstan hat viel erreicht, und es hat viel zu verlieren.

Das muss auch im Interesse der Nachbarn sein, der großen wie Russland und China, aber auch der kleinen wie Kirgisistan und Tadschikistan. Und auch im Interesse von Usbekistan, das den Machtübergang zur jüngeren Generation erfolgreich geschafft hat und auf eine gute Zusammenarbeit mit seinem großen Nachbar Kasachstan setzt.

Nachrichten zu bekommen ist zur Zeit schwierig oder unmöglich. Alle Freunde, Bekannte und Kollegen sind nicht erreichbar, das Internet abgeschaltet und die Telefone ebenso.

Die Einschätzung der erfahrenen Wissenschaftlerin und Kasachstan-Expertin Dr. Beate Eschment

Winter in Nur-Sultan, ex Astana, Kasachstan

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