Kirgisistan – Corona und eine neue Regierung

Kirgistan: Viel Wasser fließt von den Bergen

In Kirgisistan rechnet man anders. Da kaufe ich im Postamt vier Briefmarken, bezahle aber für fünf. “Bearbeitungsgebühr” sagt mein Gegenüber mit bestimmtem Blick. – Da bestelle ich ein Visum und bezahle heftige Zuschläge, wohl bemerkt bei einer  Notarin, und erhalte eine ähnliche Antwort. Und muss Wochen später feststellen, dass sie zwar ein großes Notariat, aber keine Zulassung hat. So ist es im Kleinen und so ist es in der Politik.

Die Kirgisinnen und Kirgisen sind es Leid. Sie wollen eine Regierung, die verantwortlich handelt, transparent und nachhaltig die Interessen der Menschen im Land wahrnimmt und für eine kontinuierliche Verbesserung der Zustände sorgt.

Seit Jahren besetzen leitende Posten viele Personen, die nur ihren persönlichen Vorteil suchen. Die sich die Taschen füllen und dann gehen. Korruption ist so alltäglich, dass sich niemand mehr darüber aufregt. Posten mit vielen  Mitarbeitern steigern die Chancen auf gute Nebenverdienste. Nicht nur hier, aber auch hier.

Die Corona-Pandemie zeigt nochmals, wie im Brennglas, die Auswirkungen. Das Geschehen der Pandemie geriet völlig außer Kontrolle. Es gab zu wenig Schutzkleidung, Hilfslieferungen erreichten nicht die Bedürftigen. Freiwillige mussten das Pflegepersonal ergänzen. In der zweiten Welle der Pandemie starben viele ohne jegliche medizinische Hilfe, andere mussten stundenlang nachts vor  leeren Apotheken warten und für wenig Hilfe sehr viel Geld bezahlen.

Die den Alltag der Menschen zerfressende Korruption zeigt sich überall. So nehmen Schulen Gebühren, obwohl Bildung kostenlos sein sollte. Aber das staatliche Geld kommt bei ihnen nicht an. Viele sind überlaufen mit Schülern und unterfinanziert.
Fließendes Wasser an den Schulen – die Ausnahme.

Rechtssicherheit – schon lange nicht mehr. Intakte Stromversorgung – ein Traum. Gas, wenn nötig – noch ein Traum. Relative Sicherheit  bieten nur die Familie und persönlichen Netzwerke.

Jetzt haben die Menschen genug, die Geduld ist am Ende. Die Pandemie und die vielen Toten der Corona-Pandemie haben das Geschehen beschleunigt. Die Kirgisinnen und Kirgistan wollen jetzt eine verlässliche Regierung, die transparent und im Interesse aller handelt.

Was sie allerdings auch brauchen, ist das Verständnis, das jede und jeder von ihnen dazu beitragen kann, und muss.

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